Weinjahrgang 2024 – Wenn die Natur dirigiert…

Normale Jahrgänge gibt es nicht mehr. Der Vorjahrgang 2023 hat uns gezeigt, wie selten „normale“ Jahrgänge noch sind und dass die Weinjahre mittlerweile eher einer Achterbahn der Gefühle gleichen. Das 2024 das noch toppen würde hätten wir letztes Jahr nicht gedacht. So durchlebten wir ein auf und ab im Weinjahrgang 2024, wobei die Anspannung und der Druck zur Lesezeit seinen Höhepunkt erreichte. Aber der Reihe nach.

Erfreut haben wir uns im Januar über winterliche Temperaturen, teilweise mit einem wunderschönen Blick über leicht schneebedeckte Weinberge. So fröstelnd, kühl diese Tage mit dem Winterschnitt im Weinberg auch sein mögen, umso schöner das Panorama der aufgehenden Sonne und leicht „wärmenden“ Sonnenstrahlen. Für uns standen die Zeichen weiterhin auf kühle Temperaturen, doch der direkte Sprung im Februar in den zweistelligen Temperaturbereich ließ uns erstmals kurz zusammenzucken. Der Temperaturrekord des März mit fast 8°C im Durchschnitt und damit 4°C über dem langjährigen Mittel versetzte die Natur in Wallung und uns vor riesige Herausforderungen: der Frühling war da, mit ihm ein früher Austrieb und der Notwendigkeit alle Winterarbeiten schneller als sonst abgeschlossen zu haben.

      

Nach getaner Arbeit schauten wir verheißungsvoll auf diesen Frühling, doch wieder einmal wurden wir eines Besseren belehrt, dass die Natur ihren ganz eigenen Lauf nimmt. Ende April, genauer gesagt in den Nächten vom 22. und 23. April, sorgte eine eisige Kaltfront für frostige Nächte. Anfangs wehte noch der raue Wind durch das Selztal, doch mit dem plötzlichen Aussetzen konnten auch unsere Ölkerzen in den Weinbergen den einhergehenden Schaden nicht vermeiden. Manche Weinregionen und Dörfer hatten bis zu 80 % Frostausfall zu beklagen, da waren wir im Selztal nochmal glimpflich davongekommen, aber die Natur hat in der ersten Jahreshälfte deutlich gezeigt, wer Herr im Ring ist.

Kurze Zeit später – als wäre Nichts gewesen – brach der Frühsommer mit angenehm sommerlichen Temperaturen und einigen Niederschlägen herein. Satt grün präsentierte sich die Natur, voller Kraft und Vitalität. Des einen Freud, des anderen Leid – so ungefähr könnte man die sich anbahnende Situation beschreiben, denn dieses warm-feuchte Wetter waren optimale Bedingungen für den Mehltau in den Reben und es sollte vorerst nicht aufhören zu Regnen. Erst im August profitierten wir alle von einer längeren Trockenphase und die Arbeiten im Weinberg waren im vollen Gange. Die Trauben waren in der Reife weit vorangeschritten, dass sie im Wachstum nichtmehr zulegen konnte und so das viele Wasser aus den Monaten zuvor nicht mehr aufnehmen konnten. Man konnte an feuchten, warmen Tagen die Beeren gerade so beim Aufreißen der schützenden Beerenhaut zuschauen.

         

„Nie haben wir trotz intensiver, akribischer und selektiver Handlese so viele Trauben wegwerfen müssen, um kerngesundes Traubengut in den Kellern zu bekommen. Und noch nie hat uns eine Weinlese im Weinberg so an die Grenzen gebracht.“
Das waren unsere Worte zum Jahrgang 2023 und diese lassen sich 1:1 wiederholen. Es war ein Traumstart in die Lese. Wenige Tage jedoch später folgte Regen, Regen, Regen – was den Trauben ordentlich zusetzte.

Kraftakt die Zweite könnte man fast sagen. Trotz aller Widrigkeiten, ein spannender Jahrgang. 2024 ist sicher nicht das Jahr für kräftige Rotweine und wir hatten lange nicht mehr so wenig gefüllte Barriquefässer im Rotweinkeller liegen.

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